2. Frauen-Bundesliga

Ein kurzer Bericht von Gero Poetsch:

 

Durch die knappe Niederlage unseres Damenteams in der Vorschlussrunde gegen Wadgassen wurde es richtig eng. Ein Mannschaftspunkt war gegen Mainz Pflicht, wenn wir uns nicht auf Bangen und Hoffen beschränken wollten. Zwar spielten unsere Konkurrenten im Abstiegskampf gegen vergleichsweise starke Gegnerinnen, für die es aber andererseits um nichts mehr ging. Außerdem hatten wir selbst gegen die vorne platzierten Mannschaften gut abgeschnitten, gegen unsere direkten Konkurrentinnen aber verloren und konnten nicht sicher sein, ob sie ihre guten gegen uns gezeigten Leistungen nicht ausgerechnet heute wiederholen.

 

Die Voraussetzungen zum Punktesammeln waren aber denkbar ungünstig, denn wir mussten zwei Bretter frei lassen, unsere Gegnerinnen nur eines. Zu Beginn lagen wir also gleich mit 1:2 zurück. Leonore "holte" den kampflosen Punkt, außerdem waren Helene, Johanna und Maja dabei und saßen an den Brettern. Helene und Johanna hatten von der Papierform her die besseren Chancen auf Punkte, denn ihre Gegnerinnen waren von der DWZ her nur ein wenig stärker als sie, während Maja als krasse Außenseiterin einer Gegnerin mit etwa 700 DWZ mehr gegenübersaß.

 

Ich hatte Helene und Johanna gebeten, doch bitte zu gewinnen und mich mit einem Buch draußen in den Analyseraum gesetzt. Kleiner Scherz, aber so ähnlich war es schon - nur hatte ich auch davor gewarnt, beim Versuch zu Gewinnen die Stellung zu überziehen. Tatsächlich spielten beide sehr solide und umsichtig, platzierten ihre Figuren gut und erspielten sich geduldig gute Stellungen, allerdings waren schnelle Siege nicht in Sicht, wie es gegen diese Gegnerinnen auch nicht zu erwarten war. Um die Spielerinnen nicht zu stören, sah ich nur hin und wieder mal auf die Bretter und war zunächst mal zufrieden, dass wir nirgendwo schlechter standen.

 

Als ich bei Maja aufs Brett sah um zu sehen, wie es denn bei ihr so ausschaut, staunte ich nicht schlecht. Sie hatte sich eine gute Stellung erspielt, der gegnerische König stand noch unrochiert in der Mitte, und sie öffnete nun das Zentrum mit einem Bauernzug, den ich gar nicht erwogen hatte und einem anschließenden Qualitätsopfer. Das Brett "brannte" plötzlich so richtig und ich wollte nicht mit Majas Gegnerin tauschen, die sich in ihrem Materialplus nicht sonnen konnte, weil es hunderte von Drohungen gab. Tja, wenn das ein Großmeister so gespielt hätte, hätte man wahrscheinlich nur genickt und gesagt, so muss man das halt spielen. Aber von Spielern um die 1000 DWZ erwartet man das nicht, und dann noch in so einem wichtigen Spiel. Hut ab!

 

Ich sah nun mal nach den anderen Brettern, Bei Johanna war die Partie gerade zu einem Remis verflacht, jeweils T+3B auf einem Flügel, das hätte nicht mal mehr Karpov gewonnen. Johanna fragte zwar noch, ob sie weiterspielen oder das Remisangebot annehmen solle, aber  es blieb gar nichts anderes übrig als Remis, was ja von den Wertungszahlen her auch schon ein schönes Ergebnis war.

Bei Helene war inzwischen noch keine eindeutige Tendenz zu erkennen, also schaute ich nach ein paar Minuten noch mal, was Maja so machte. Tja, da gibt es nicht viel zu sagen, sie hatte mit ein paar schönen Zügen eine Gewinnstellung erreicht und die Gegnerin reichte ihr die Hand zur Aufgabe. "Juhuhuhuhuhuhuuuuuiiiiiii uiiiuiiu - JA!" dachte ich, war aber ganz leise, denn es wurde ja noch gespielt.

 

Helene hatte sich inzwischen einen Mehrbauern erarbeitet, was auf den ersten Blick noch nicht nach einer Gewinnstellung aussah, sondern eher nach einem leichten Plus, dann auch ihre Gegnerin spielte noch gut mit. Mannschaftsdienlich bot nun Helene Remis an, um nichts mehr zu riskieren - ein Sieg hätte ja noch hart erkämpft werden müssen, uns aber auch nicht mehr genutzt als ein Remis, und verlieren kann man ja beim Weiterspielen auch noch, selbst wenn es im Moment nicht danach aussieht. Nachdem die Gegnerin das Angebot annahm, war das 3:3 und damit der Klassenerhalt gesichert und wir gingen ein Eis essen (genauer: jeder eins). Zuvor hatte übrigens, das möchte ich hier auch noch erwähnen, Majas Gegnerin ihre Partie noch ganz nett mit Maja zusammen analysiert. Auch hier Hut ab, selbst bei Verlustpartien in spannenden Wettkämpfen kann man noch sehr freundlich sein, das erlebt man so auch nicht immer.

 

Eine tolle Leistung aller drei Spielerinnen und der kampflose Punkt durch Leonore (schön dass Du da warst) sicherten den Klassenerhalt und unsere Freude wurde nicht getrübt als wir später erfuhren, dass die anderen Ergebnisse des Spieltages so günstig waren, dass die Mannschaft sogar bei einer Niederlage nicht abgestiegen wäre. Es ist schon schöner, wenn man das Ergebnis selbst erreicht und nicht zittern muss. Für die nächste Saison hätte ich es trotzdem gerne ein wenig weniger spannend.