Geschichten von früher

Eine merkwürdige Schachpartie

von Friedel Herth

Es ist schon vor 30 Jahren gewesen, als ich in Frankfurt wohnte und der Schachklub Langen einen Wettkampf im Rodgau hatte. Auf halbem Weg zersplitterte meine Windschutzscheibe, so dass ich nur noch mit reduzierter Geschwindigkeit weiterfahren konnte. Gerade noch kurz vor Ablauf der Karenzzeit (1 Stunde) konnte ich meinen ersten Zug machen und die Uhr drücken. Mein junger Gegner führte ebenfalls seinen Zug aus und so kamen ein paar Spielzüge zustande. Dann aber ließ er nach meinem letzten Zug seine Uhr ticken und zwarso lange bis er nur noch 3-4 Minuten Spielzeit für eine große Zahl von Zügen übrig hatte. Ich hatte dadurch trotz meines anfänglichen Zeitverlustes fast eine Stunde Zeitvorteil gegenüber meinem Gegner, der dann plötzlich im Stil eine Blitzmeisters demonstrativ seine Züge machen wollte in der Hoffnung – wie er mir später sagte – dass ich ebenso schnell mit fehlerhaftem Spiel reagieren würde. Innerlich war ich sehr aufgeregt aber schließlich habe ich an mein Zeitguthaben gedacht und die Partie ruhig und siegreich zu Ende gespielt.