Jugend-WM: Leonore geht in und nach Doppelrunde baden; Remis in der 8. Runde

Die Überschrift verrät es schon: In der Doppelrunde am 22.09. wurde keine reiche Ernte eingefahren, insgesamt nur ein Remis. Dieses Remis fühlte sich im Nachhinein auch noch fast wie eine Niederlage an. Und dass man daraus am meisten lernen kann, bleibt zunächst ein schwacher Trost. Das am Folgetag in der 8. Runde gespielte Remis war als Ergebnis einer schönen Partie dann allerdings ein echter Kontrast.

In der Vormittagsrunde bekam Leonore es mit Maria Palma aus Italien zu tun (siehe Bild), die ca. 150 Elo mehr aufzuweisen hatte. Diese Zahlen sind aber, wenn man das Tabellenbild betrachtet, hier wirklich nicht aussagekräftig. Beispielsweise mischen ganz vorne einige Amerikanerinnen mit, die mit Zahlen zwischen 1700 und 1900 gesegnet sind, aber 2200er bis 2300er Leistungen aufs Brett bringen. Einige Elo-Millionäre wiederum wurden zu Punktelieferanten. Das Studium der Partien von Maria Palma zeigte, dass sie recht wechselhaft spielt, aber unter Druck (an ihrer Zahl gemessen) recht schlecht verteidigt. Also war der Plan, Druck zu machen und wir sahen uns gegen ihre 1.c4-Eröffnung etliche Varianten an, die nach 1. ...c6 über verschiedene Zugfolgen in Varianten des abgelehnten Damengambits mündeten, die für Schwarz vorteilhaft erschienen. Leider ging dieser Plan nicht auf, denn es kam 2.e4 d5 3.ed: cd: 4.d4 Sf6 5.Sc3 Sc6 6.Sf3 Lg4 7.cd: Sd5: 8.Db3 Lf3:, was wir uns als Nebenvariante immerhin auch kurz angesehen hatten. Maria Palma kannte diese Variante anscheinend ganz gut, überspielte Leonore von hier an Schritt für Schritt und bestätigte damit ihre gute Elo-Zahl tatsächlich. Schade, aber abhaken und nächste Partie...

Die Nachmittagsrunde brachte mit Angelika Chin (siehe Bild) eine der Gegenerinnen aus den USA, die zwar nur mit 1780 Elo zu Buche stand, bis dahin aber im Turnier eine Leistung von 2160 aufs Brett gebracht hatte. Von einer schwächeren Gegnerin zu sprechen, wäre hier sicherlich falsch. Wir bereiteten eine schöne Sizilianisch-Variante vor, aber Leonore wurde in der Partie gleich mit 1. e4 e6 überrascht. Vorbereitung Ende. In der Folge entwickelte sich eine der schlechtesten Partien, die je gespielt wurden. Leonore griff völlig übereilt an, wodurch eine Stellung entstand, die der Rechner als deutlich besser für Angelika Chin bewertete. Diese fühlte sich durch den Angriff anscheinend verunsichert und stellte ihre Dame so ungünstig in einen Abzug, dass Leonore die Partie auf einfachste Weise für sich hätte entscheiden können. Das wurde aber leider übersehen. So ging es eine Zeitlang mit sehr wechselhaften Stellungsbewertungen hin und her, bis Leonore eine einfache und übersichtliche Stellung mit gewinnbringendem Vorteil erreichte: Dame und 2 Bauern gegen Turm und 4 Bauern, alle Bauern auf dem Königsflügel. Es wäre ein Leichtes gewesen, hier durch geduldiges Spiel in ein K+D:K+T-Endspiel abzuwickeln, das Leonore recht gut kennt und wohl zu 90% gewonnen hätte. Aber sie schätzte die Stellung (mit Bauern) als "Festung" ein und bot Remis an, was mit Freuden sofort angenommen wurde.

In Anbetracht dessen, das wir hier eine Weltmeisterschaft spielen, ein enttäuschender Ausgang, aber mit Höhen und Tiefen muss man nun mal leben und man kann Leonore nur selten fehlenden Kampfgeist vorwerfen, also Schwamm drüber.

Am nächsten Tag ging es dann auch außerschachlich baden, Leonore ginmg bei 15 Grad Celsius Wassertemperatur schwimmen (ohne Bild). Etwas Abwechslung und Erholung waren angesagt. Unter anderem entschlossen wir uns auch, die Straßenschilder zu beachten, um die Schachgötter nicht zu erzürnen (siehe Bild).

So konnte mit guter Hoffnung in die mittlerweile 8. Runde gestartet werden. Gegnerin war Margarete Olde (siehe Bild), deren Wertungszahl geringfügig unter Leonores lag. Leonore wollte nun endlich wieder gewinnen, sie spielte mit Schwarz eine vorbereitete Variante im Alapin-Sizilianer und erreichte zunächst leichten Vorteil. Diesen konnte sie allmählich zu einer richtig guten Stellung ausbauen. Die Gegnerin verteidigte aber sehr gut, so dass die Partie im Endspiel leider auch in ein Remis mündete. Aber diese Partie war weitgehend fehlerfrei und bis zum Schluss ausgekämpft, so dass das Ergebnis in Ordnung geht.

Mit 4 Punkten aus 8 Partien ist Leonore im Mittelfeld der Tabelle, drei Runden stehen noch aus. Weder eine absolute Katastrophe noch eine überraschend gute Platzierung sind zu erwarten, aber wir freuen uns noch auf drei schöne Partien.

Doppelrunde Vormittag: Maria Palma - Leonore Poetsch / 1-0

Doppelrunde Nachmittag: Leonore Poetsch - Angelika Chin / Remis

Beachtung der Straßenschilder verringert Ihre Fortbewegungsgeschwindigkeit 

und kann den IQ beeinträchtigen

8. Runde: Grete Olde - Leonore Poetsch / Remis

(Dr. Gero Poetsch)