Nachlese zu zweiten

Vielleicht hätte Christian bereits im dritten Zug seine Eröffnungswahl überdenken sollen. Ist nach 1. Sf3 d5 2.c4 für den Schwarzen b6 sinnvoll spielbar? Rein intiutiv hätte ich hier den Königsindischen Angriff über Bord geworfen und mit cxd5 und Sc3 oder e4 fortgesetzt.  Attila und ich wurden mit dem eher seltenen Londoner System konfrontiert. Rudi konterte den Holländer seines Gegners mit Staunton und konnte auch schnell Druck aufbauen.

Franks Gegner war bereits vor Ort, drehte aber vor Partiebeginn wegen eines unmittelbar bevorstehenden freudigen Ereignisses wieder um - 1:0. Andreas tat sich schwer in der Eröffnung und musste seinem Gegner frühzeitig einen Bauern überlassen. Doch kurz darauf überraschte er seinen Gegner mit einem "ewigen" Angriff auf dessen Dame, die sich auf den Linien a und c Andreas' Turm nicht mehr entziehen konnte - 1,5:0,5. Attila musste feststellen, dass der vermeintlich harmlose Aufbau seines Gegners durchaus Gift enthält, konnte aber den Königsangriff letztendlich entschärfen. Das half mir wiederum, da ähnliche Motive auch in meiner Partie auftauchten. Tobias überlegte lange, um dann im Stil des Sämisch-Angriffs den Pirc seines Gegners zu attackieren und konnte unter Einsatz eines Bauern die schwarze Königsstelung freilegen, während der Gegenangriff am Damenflügel nicht so richtig vorwärts kam. Ich wartete mit der Rochade, um einem potentiellen Angriff nicht direkt ein Ziel zu bieten und bereitete zuerst Gegenspiel am Damenflügel und (nach Se5 Sxe5 dxe5) im Zentrum vor. Das verleitete meinen Gegner dazu, seinen ideal postierten Läufer von d3 nach b5 zu ziehen, wo er weniger wirksam war und sich über kurz oder lang auch einem Abtausch nicht entziehen konnte. Christian konnte derweil vielleicht (Kurzanalyse, nicht wirklich durchgerechnet) einen Bauern gewinnen und die Inituative übernehmen, entschied sich aber dagegen. Toms Drachen fand hingegen kein Angriffsobjekt und kümmerte vor sich hin.

Rudi war der Meinung, nicht optimal gespielt und seinem Gegner Chancen geboten zu haben, doch mit einem Qualitätsopfer lenkte er seinen Gegner in eine tödliche Springergabel. 2,5:0,5. Ich war mit meiner Stellung ziemlich zufrieden: der weiße Angriff am Königsflügel neutralisiert, Dame und Läufer nahezu bewegungsunfähig, vier gesunde Bauern am Damenflügel gegen einen weißen isolierten Doppelbauern auf der b-Linie und der vordere auf b5 war auf lange Sicht nicht zu halten. Mit einer Umgruppierung wollte ich den Abtausch der verbliebenen Leichtfiguren forcieren und danach die Bauernschwächen attackieren. Leider zu optimistisch gedacht, meine Dame konnte e6 nicht verlassen und ermöglichte meinem Gegner eine taktische Finesse. Ich fand auch nicht das optimale Gegenspiel, was Remischancen offengehalten hätte und stand 4 Züge später mit zwei Minusbauern und zertrümmerter Stellung da - 2,5:1,5

Tobias' Angriff nahm derweil richtig Fahrt auf. Den weißen Schwerfiguren auf der offenen g-Linie konnte Schwarz nichts entgegensetzen (@Tobias: hätte die Vertripelung mit 26. Tg1 statt Tg6 nicht sofort durchgeschlagen? Lg7 ist dann nicht mehr zu halten, wegziehen geht auch nicht ...). Nach Auflösung der Situation entscheiden die beiden Freibauern auf f und h - 3,5:1,5. 

Mit materiellem Nachteil (Turm gegen zwei Leichtfiguren) und zur passiven Verteidigung verdammt stemmte sich Tom gegen das Unvermeidliche, dach als dann die Leichtfiguren die Bauernstellung aushebelten, fügte er sich in sein Schicksal - 3,5:2,5

Mit einem Figurenopfer konnte Christian die Königsstellung öffnen und einen Springer auf f5 postieren, aber die Unterstützung fehlte. Logischerweise drehte Schwarz die Stellung und nutzte die vorherigen Lockerungsübungen auf weißer Seit aus - 3,5:3,5.

Attila konnte mit solidem Spiel sein Stellung konsolidieren. Dann schenkte sein Gegner auch noch einen Bauern her. Doch Turmendspiele sind immer remis, auch wenn Attila sich viel Mühe gab, das Gegenteil zu beweisen. 4:4.

Fazit: nicht unzufrieden, aber ein Sieg wäre drin gewesen.